Nachfolgend berichte ich tageweise über meine Erlebnisse in diesem einzigartigen Terrain.
Tag 1 | 9. April 2011 | Anreise
Nachdem das Cannondale nun schlauchlos ist hab ich es gemeinsam mit dem geliehenen Rennrad Trek 1000 aufs Auto verladen und bin mit vollem Kofferraum heute Vormittag los. Ziel: Airole, Ligurien, Italien.
Die zunächst vom Navi errechneten 5.5 Stunden sollte mir der Touri-Stau vor dem Gotthardtunnel zunichte machen, das Anstehen vor der Röhre kostete mich etwas mehr als eine Stunde. Jedoch hatte ich noch Glück. Wie ich in den Stau reingefahren bin, vermeldete der Verkehrsfunk noch 4 km, wenig später schon 8 km Blechlawine!
Danach lief es gut, ohne viel Verkehr durchs stellenweise 32 Grad heisse Tessin, vorbei am noch heisseren Mailand (34.5 Grad) Richtung Genua, Ventimiglia, wo meine Außentemperaturanzeige noch - der Jahreszeit entsprechende 21 Grad anzeigte. Hammer, mit welchen Temperaturen der April (!) der Alpensüdseite heute eingeheizt hat!
Gegen 17:30 Uhr erreichte ich wohlbehalten meinen Zielort.
Airole ist ein kleines Bergdorf 12 Kilometer nördlich von Ventimiglia. Typischerweise spielt sich hier das Leben auf dem kleinen Dorfplatz ab, wo auch ziemlich alle Bewohner sassen (und guckten!), als ich dort eintraf.
Das Dorf ist baulich bedingt praktisch autofrei. Nach rund einer halben Stunde hatte ich dann auch mein ganzes Hab und Gut vom Auto durch die verwinkelten Gässchen über steile Treppen bis zu meinem Apartement verbracht. Das Dorf ist im ersten Moment ein Labyrinth aus dunklen, engen verwinkelten Gassen, die nirgendwo zu enden scheinen. Umgeben ist Airole von hohen, karstigen Bergen, die geradezu danach schreien, erklommen zu werden. Nach einigen Gesprächen wusste ich, dass das Wetter die ganze Woche konstant trocken bleiben würde bei rund 20 Grad. Ideales Bikewetter also!!!
Also noch ein kleines Feierabend-Weizen getrunken, leckere Pasta gegessen (beim französischen Restaurant - der Italiener war leider ausgebucht), und die Velos gerichtet. Morgen früh geht's erst mal mit dem Renner die Küste entlang Richtung San Remo. Nachmittags hab ich eine lockere Erkundungstour mit dem Bike vor.
Leider hab ich (noch) keinen Internetzugang hier. Sobald ich online bin, gibt's täglich Updates aus Bella Italia :-)
Tag 2 | 10. April 2011 | Erster Trainingstag
Planmäßig um 9 Uhr ging es los, mit dem Renner das Valle Roya hinab nach Ventimiglia - San Remo und zurück. Lockeres G1 Training sollte es werden, das klappte auch recht gut, obwohl zum Schluss auch ein paar Höhenmeter bewältigt waren!
Nachmittags machte ich mich dann mit dem MTB auf Erkundungstour rund um meine Unterkunft Airole.
Vor allem eine Route wollte ich testen, nämlich von Airole hinauf auf die Bassa d'Abellio, weil man von hier aus in das andere Tal Valle Nervia kommt. Der Aufstieg hatte es so richtig in sich. Auf nicht einmal 4 km erklomm ich 487 Höhenmeter! Teilweise war dieses Asphaltsträsschen dermassen steil, dass sich das Vorderrad von der Strasse lupfte und ich immer wieder schieben musste. Endlich oben auf der Bassa setzte sich der Weg endlich als Schotterweg fort. Jedoch nicht weit, dann sollte daraus ein Singletrail werden, wenig später ein Kletterpfad, der sogar ohne Bike kaum zu begehen war. Also umdrehen und den anderen Weg probieren. Dieser ging jedoch total verblockt steil nach oben, so dass ich diesen auch nach wenigen Metern wieder verliess. Es gab also nur noch die Möglichkeit, wieder abzufahren nach Airole - auf dem selben "Wadenbeisser-Weg" auf dem ich so mühsam hochgeklettert bin. Bergab wurde aus dem Wadenbeisser- ein Bremsenkillerweg. Aber geil war's!!!
Wieder unten folgte ich dem gut beschilderten Wanderweg entlang der Roya bis nach Fanghetto. Ausschliesslich auf Singletrails schlängelt sich diese Route flowig flussaufwärts und ist bis auf wenige kurze Stellen fahrbar. Jetzt hatte ich also doch noch einen spassigen Trail gefunden!
Angekommen in Fanghetto war es nun doch schon 17:30 Uhr und aus Zeitgründen (um nicht zu sagen, dass ich ziemlich geschlaucht war) entschied ich mich für die SS20 zurück nach Airole.
Da ich mich heute doch mehr verausgabt hatte als geplant, verzichte ich auf die RR-Tour morgen früh und geh stattdessen ein paar Sachen einkaufen und gegen Mittag dann aufs Bike.
Facts:
Rennradtour 63 km, 599 Höhenmeter, Bruttozeit 3h 16m
MTB Tour 22 km, 864'Höhenmeter, Bruttozeit 4h 16m
--- Tagestotal: 85 km, 1463 Höhenmeter, Bruttozeit 7h 32m ---
Tag 3 | 11. April 2011 | Zweiter Trainingstag
Erst mal ausschlafen! Das viele Abendessen von gestern Abend muss ja auch erst einmal verdaut sein ;-)
Nach dem Einkaufen (bin übrigens immer noch nicht fündig geworden, was einen Internet-Surfstick von TIM betrifft) gleich aufs Bike um irgendwie auf den Monte Grammondo zu kommen. Leider war der geplante Weg zwar in der Karte verzeichnet, jedoch in Wirklichkeit durch ein 3x4 Meter grosses Eisentor versperrt. Ist halt so in Italien. Nicht jeden Weg, der auf einer Karte ist, muss es auch wirklich geben!
Also zurück, das Royatal hinauf bis Airole und dann die kleine Serpentinenstrasse hoch nach Collabassa. Kurz vor dem Ort stimmten dann Karte und Weg wieder überein und es ging in einen sehr schönen Trail hinab nach Torri. Meist gut fahrbar, jedoch technisch sehr anspruchsvoll windet sich dieser ausgeschilderte MTB-Trail hinab ins Tal. Leider auch hier ein paar wenige verblockte Stellen, die mich zum Schieben zwangen.
In Torri angekommen verriet ein Blick auf die Uhr, dass dieser Trail sehr viel mehr Zeit benötigt hat, als gedacht. Da es schon fast halb-4 war, beschloss ich, nicht zum M.Grammondo zu fahren, sondern flussabwärts nach Ventimiglia. Dort belohnte ich mich mit Latte Macchiato und einem Sandwich an der Uferpromenade. Anschliessend fuhr ich wieder die alte SS20 hinauf nach Airole, mit kurzem Zwischenstopp am Bahnhof um zu checken, wann die Züge nach Tende fahren...
Facts:
MTB Tour 45 km, 678 Höhenmeter, Nettozeit 2h 45m
Tag 4 | 12. April 2011 | Dritter Trainingstag
Heute stand die grosse Rennradtour an. Um 10 ging es los in Richtung San Michele, Olivetta danach über 2 Pässe (Col St. Jean und Col de Brauss) hinab nach Sospel. Mit dem Col de Brauss knackte ich zum ersten
Mal diese Woche die 1'000 m.ü.M.-Marke. Die Strecke ist ein echter Geheimtipp, führt sie beinahe ohne Verkehr über ehemalige Militärstrassen gleichmässig moderat bergauf, vorbei an einigen Bunkeranlagen der Maginotlinie, die man teilweise mit blossem Auge nur schwer erkennen kann. Ab Sospel führt mich der Weg fast nur noch bergab durch fruchtbare Täler nach Nizza. Dort angekommen wühlte ich mich durch den undurchsichtigen Verkehr in Richtung Küste, wo es zur Belohnung erst mal Espresso und Bananensplit gab :-)
Den Rückweg wählte ich entlang der Küste über Monaco, Menton nach Ventimiglia um dort nach kurzer Stärkung wieder die SS20 hinauf nach Airole einzuschlagen. Dies war landschaftlich bislang die schönste Tour, die ich hier gefahren bin, allerdings auch die längste. Die fast 2'000 Höhenmeter auf den fast 120 Kilometern werden ganz sicher ein anderes Mal wiederholt werden.
Mittlerweile hab ich auch schon eine beachtliche Radfahrerbräune abbekommen (leichte Rötungen inklusive), diese vor allem von den Strecken in den Bergen. Leider war das Küstenwetter nicht ganz so schön. Dort gab es nur rund 18 Grad, die durch eine steife Briese noch ein wenig kühler erschienen. Ich tat also gut damit, stets eine Jacke dabei zu haben, die mir den Kampf gegen den Wind, der logischerweise IMMER von vorne weht, etwas erträglicher machte.
Übrigens kam ich heute zu der Erkenntnis, das Rennradfahren wirklich auch Spass machen kann! Erst recht auf solchen Strecken. Noch vor ein paar Tagen hätte ich gesagt: Lass doch die Rennradler auf ihren ungefederten Böcken rumfahren, richtige Biker fahren Mountainbike!
Morgen ist trainingsfreier Tag, was nach 3 Tagen on-track ja auch mal sein muss. Somit bleiben noch Donnerstag + Freitag...
Facts:
RR-Tour 118 km, 1978 Höhenmeter, Nettozeit 5h 27m
Tag 5 | 13. April 2011 | Ruhetag
Tag 6 | 14. April 2011 | Vierter Trainingstag
Heute steht der Grenzkamm auf dem Programm. Entsprechend früh ging es los mit dem Zug nach Tende. Von dort aus nach La Brigue und hinauf zum Col Linaire. Dort angelangt auf fast 1'500 m ging es weiter hinauf zum 1'636 m hohen Col du Loup um anschliessend wieder die Grenze nach Italien zu passieren. Der Aufstieg nach dem Col Linaire war äußerst mühsam, da immer wieder Schneefelder über den Weg lagen. Zu oberst war der Schnee dann stellenweise fast ein Meter tief, weshalb ich mich entschied, nicht den Grenzkammweg Richtung Süden zu nehmen, da dieser noch auf 2'000 m geht. Also gab es nur die Möglichkeit, die Abfahrt nach Triora zu nehmen. Diese macht auf 18 km fast 1'000 Höhenmeter bergab! Highlight war ein 450 m langer Tunnel, der eine 90-Grad-Kurve machte. Unbeleuchtet hatte dieser lediglich alle paar Meter einen Kerzenhalter, war jedoch stockdunkel und ich hatte ja auch kein Licht dabei...
Nach diesem Mega-Abfahrtsspass wärmte ich mich in einer Bar in Triora zunächst einmal auf. Das Wetter war nicht so warm wie die letzten Tage und die "Schneewanderei" besorgte mir kalte Füsse.
Dann ging es auch weiter und ich schlug den nächstbesten Weg In Richtung Valle Nervia ein. Ich fuhr hinauf nach Cetta von wo aus einen Weg zum Colla Langan geben sollte. Wie so oft gab es den Weg nicht so wie er auf der Karte eingezeichnet war, jedoch führte ein Supertrail entlang einem Bach durch den Wald bis zur Strasse, die dann auf den Langan führte. Hammer! Der beste Trail so far!
Also musste ich wohl oder übel der Strasse folgen auf den Langan. Diese windet sich schier unendlich hinauf bis auf 1'100 m. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit, als ich schliesslich oben ankam. Auf der anderen Seite erwartete mich die Abfahrt ins Valle Nervia nach Pigna. Leider stieg das GPS schon bei der Auffahrt auf den Langan aus, so dass ich keine Höhenmeterangaben mehr machen kann.
Von Pigna fuhr ich weiter talwärts bis Isolabona und Dolceacqua wo es stark zu regnen begann. Nach über 75 km und fast 2'500 Hm bis dahin hatte ich keine Lust mehr nass zu werden und zu frieren, also nahm ich den Bus.
Sehr zu empfehlen sind die Auffahrt von La Brigue über den Col Linaire zum Ligurischen Grenzkamm (jedoch nicht schon im April), die Abfahrt nach Triora und nicht zu vergessen der Supertrail bei Cetta!
Nachholen muss ich den Grenzkammweg, für den es leider etwas zu früh war.
Facts:
MTB Tour 75 km, ca. 2'500 m Höhenmeter, Nettozeit 5h 30m
Tag 7 | 15. April 2011 | Ruhetag
Erholungs- und Souvenirtag
Tag 8 | 16. April 2011 | Rückreise
Totals:
325 km / 6'620 Hm / 21h
Der Link zur Fotoshow http://www.flickr.com/photos/50236336@N02/sets/72157626510730254/show/
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Danke für die schönen Eindrücke aus bella Italia. Vor allem die Fotoshow macht Lust auf Ferien ;)
AntwortenLöschenDanke Rotscher!
AntwortenLöschenHast recht, das macht definitiv Lust auf Me(e)hr!
Die Gegend ist echt einmalig, werde bald mal wieder über ein Wochenende hinfahren.