Dienstag, 14. Juni 2011

Schmalztour 2011 - Isle of Man





Donnerstag, 2. Juni 2011 - Start
Ein lange geplantes Abenteuer begann endlich am 2. Juni 2011. Unsere diesjährige Schmalztour führte uns auf die Isle of Man, eine kleine, berüchtigte Insel in Irischen See.
Also trafen sich die Schmalzfahrer (Jack, Xander, Tissi, Weiti, Lisa und ich) bei Tissi zur mehr oder weniger pünktlichen Abfahrt. Die Maschinen geputzt, durchgecheckt und die meisten auch mit neuen Reifensätzen versehen, starteten wir in Richtung Autobahn nach Rotterdam. Dieses Jahr sogar mit Begleitfahrzeug, da Lisa und Weiti sich für den Caddy statt für die GS entschieden. Gut für den Rest! Ohne Gepäck fährt sich's besser :-)
750 km sollten es sein bis zur ersten Fähre, gut 800 km waren es dann, vielleicht hätten wir beim ein oder anderen Autobahnkreuz der A61 einen kürzeren Weg nehmen sollen, als das Ducati-Navi angegeben hat ;-)
Jedenfalls erreichten wir die "Pride of Hull" noch rechtzeitig und das Einschiffen konnte beginnen. Gut verzurrt überstanden die Motorräder die elfstündige Überfahrt nach Hull unbeschadet. Wir haben's auch geschafft, in der sauengen 4er-Kajüte organisiert einer nach dem anderen in die Betten zu klettern...

Freitag, 3. Juni 2011 - Durchquerung von England
Gegen 7 Uhr Greenwich-Zeit brummten unsere 4 Bikes dicht gefolgt vom roten Caddy von der Fähre. "Ausschiffen" nannte das der Kapitän!
Das noch immer trockene Wetter verfolgte uns weiter durch den britischen Linksverkehr von der Ostküste zur Westküste nach Heysham wo die Fähre "Ben-My-Chree" der Steam Packet Company bereits im Hafen lag und darauf wartete, einige Zeit später auszulaufen um uns rund 3 Stunden später am Zielort Douglas auf der Isle of Man "auszuschiffen". Bereits beim warten im Hafen von Heysham wurde es auch dem Letzten klar, dass das Motorrad-Mekka die kommenden Tage in Manx ist!
Gegen 17:30 Uhr tummelten wir uns mit hunderten anderen Bikes die Uferpromenade in Douglas hinauf zu unserem Hotel Palace, welches die nächsten 6 Tage unser zu Hause sein sollte.
Nach Einchecken und Zimmerbezug gab es dann zunächst eine Runde Guinness bevor wir uns aufmachten, Douglas zu erkunden.

Samstag, 4. Juni 2011 - Superbike TT
Das erste Rennen der legendären Tourist Trophy begann um 12 Uhr. Wir haben uns bereits Plätze auf dem Mountain Course unterhalb des Snaefell's gesichert, bekannt auch als Bungalow-Kurve.
Im Hintergrund immer wahrnehmbar das Manx-TT-Radio, welches ununterbrochen live vom Renngeschehen berichtete. Videoleinwände sind bei der TT nämlich Fehlanzeige!
Im Radio hörten wir dann, dass sich die ersten Maschinen in Douglas aufmachten, auf den 60km-langen Rundkurs, den es 6 Mal zu umrunden galt. Wenige Minuten später - wir konnten es kaum erwarten - donnerten schon die ersten Racebikes durch den Bungalow! Unglaublich wie diese Wahnsinnigen mit 110 mph durch die Links-Rechts-Kombination rauschen und auch noch das Tram-Gleis des Snaefell Mountain Railway kreuzen!! That's Motorsport!
Rekorsieger John McGuiness sicherte sich den Sieg dieser Klasse vor Cameron Donalds und Gary Johnson.
Nach diesem Rennen verlagerten wir uns zur Ballaugh Bridge, wo wir das Sidecar-Rennen schauten und auch noch sensationelle Sprünge über die Brücke bei einen Trainingslauf bestaunten!



Sonntag, 5. Juni 2011 - Mad Sunday
Am sogenannten Mad Sunday finden traditionell keine Renn- oder Trainingsläufe statt und die Strecke ist den ganzen Tag über geöffnet. Wir entschieden uns zunächst für etwas Sightseeing und machten einen Ausflug an die Süd- und Westküste der Insel. Im Süden suchten wir die in Xanders Reiseführer aufgeführte einzigartige Flugzeugampel, die den Strassenverkehr bei landenden Flugzeugen anhalten soll - jedoch konnten wir diese trotz intensiver Suche nicht finden^^Also fuhren wir hinab zur Calf of Sound, wo wir uns bei einer Tasse Kaffee über einen englischen GS-Fahrer und seine "Gummikuh" fast eine halbe Stunde köstlich amüsierten.... :-D
Anschliessend machten wir noch einen Abstecher nach Peel, bevor wir bei St. Johns auf dem Racetrack wechselten und mit unzähligen anderen Motorbikes über die für Gegenverkehr gesperrte Mountainroad hinüber nach Douglas fuhren. Wahnsinn! Voll Hammer!!

Montag, 6. Juni 2011 - Grand Stand
Für Montag hatten wir Karten auf der Haupttribüne am Grand Stand in Douglas. Es standen zwei Rennen an, die Supersport TT und die Superstocks. Wir konnten neben den Starts im 10sekündigen Abstand auch die Boxenstopps bestens beobachten, sowie die Maler an der Anzeigetafel, die noch wie vor 100 Jahren die Rundenzeiten von Hand mit weisser Farbe auf eine schwarze Tafel malten!
In der zweiten Runde wurde das Rennen plötzlich unterbrochen - Red Flag! Leider gab es einen tödlichen Unfall auf der Strecke, bei dem der Irische Biker Derek Brien sein Leben lassen musste. Nach einer Beileidbezeugung der Rennleitung wurde das Rennen nach rund einer Stunde Unterbrechung fortgesetzt. Der Schock über Briens Tod steckte aber allen noch in den Knochen.
Nachmittags schauten wir uns dann die Superstocks an und nahmen noch das Fahrerlager genauer unter die Lupe, bevor wir uns aufmachten zum z'Nacht.

Dienstag, 7. Juni 2011 - Red Arrows über Ramsey
Für heute war das Ziel klar: Die Flugshow der Red Arrows über Ramsey startete um 15 Uhr. Auf dem Weg dorthin besichtigten wir noch das grösste, funktionierende Wasserrad der Welt in Laxey. Nach der atemberaubenden Flugshow erkundeten wir den Norden der Isle of Man und tasteten uns über schmale Strassen nach Ballaugh wo wir im Raven noch zu Abend gegessen haben und anschliessend zurück nach Douglas.









Mittwoch, 8. Juni 2011 - Supersport Race 2 Teil 1

Heute zog es uns nach Creg Ny Baa - einer grossen Tribüne mit viel Sicht auf die Strecke. Da es nachts geregnet hatte, war es auf Teilen der Strecke noch nass, was die Rennleitung veranlasste das Rennen immer wieder zu verschieben. 15 Pfund hatten wir für die Tribüne investiert und warteten ungeduldig im pfeifenden kalten Wind auf den Rennstart. Irgendwann ging es dann auch los. Jedoch wurde nach der zweiten Runde wieder die rote Flagge geschwenkt: Einige der Spitzenfahrer entschieden sich, bei den teils feuchten Streckenverhältnissen nicht weiter zu fahren. Ausserdem rutschte auch noch Cameron Donalds von der Strecke, wurde glücklicherweise aber nicht verletzt. Es wurde entschieden, dass Rennen für heute abzubrechen und auf den Donnerstag zu verschieben. War vielleicht auch besser. Es ist ja bei trockener Fahrbahn schon gefährlich genug.
Durchgefroren hockten wir uns im Hotel in den Whirlpool und genossen die Aussicht auf die belebte Promenade von Douglas.

Donnerstag, 9. Juni 2011 - Supersport Race 2 Teil 2
Planmässig bei guten Wetterbedingungen startete das verschobene Rennen und wir haben uns einen Standort ausgesucht, der vermutlich einer der verrücktesten ist! Cronk y Voddy. Hier die nüchterne Beschreibung des Streckenplans: Very fast, 5th  gear clicking into 6th as you come onto Cronk-y-Voddy straight. Bit of a roller coaster ride as front wheel lifts over bumps. Just enough time to get some air into the lungs before another 'white knunkle' corner at the end of the straight.
In Wirklichkeit kommen die Jungs hier mit 190 mph angeschossen, kommen direkt auf dich zu, bevor sie  eine Sekunde vor die in eine leichte Rechtskurve liegen um anschliessend über Bodenwellen zu reiten wir auf einem wildgewordenen Rodeopferd! "Do schloft dr s'Gsicht i" oder "Ihr sin alles Naseborer" waren nur 2 der Sprüche die uns hier gerade noch einfielen. Eine brutalere Stelle als diese gibt es glaub ich nicht. Hier gibt's Motorsportfeeling pur!
Nach dem Supersport Race wechselten wir ein paar Kilometer südlich nach St. John wo wir das Sidecar-Race verfolgten, das Klaus 'Klaffy' Klaffenböck beinahe gewonnen hätte, wenn er nicht wenige Meter vor Schluss wegen einem technischen Defekt ausgebremst wurde. Schade, hätt es ihm gegönnt.
Wir waren uns einig: Das war unser bester Renntag!

Freitag, 10. Juni 2011 - Tag der Abreise
Früh aufstehen hiess es, 8 Uhr am Hafen von Douglas. Wieder einschiffen. Die Insel verlassen. Die unzähligen Eindrücke der Isle of Man und der TT nehmen wir jedoch mit nach Hause. Mit dem Auslaufen der Fähre geht der Hauptteil der diesjährigen Schmalztour zu Ende.
3 Stunden später erreichten wir Heysham, querten England, wurden zum ersten Mal richtig nass, bevor wir im Fährhafen von Hull noch für etwas Aufregung sorgten. Offenbar war es uns Schmalzfahrern gelungen, bis kurz vor das Fährschiff zu gelangen, ohne im Hafen einzuchecken! Das erzürnte die dort auf die 'Boardin Cards' fixierte Hafenmitarbeiterin ungemein. Sie konnte es nicht verstehen, wie wir das geschafft haben und verlangte pausenlos die nicht vorhandenen Boardin Cards :-D
Schliesslich haben wir sie beschafft - zu Fuss - fahren hat sie uns verboten^^. Dafür mussten wir noch ewig warten, bis der guten Frau die rote Farbe wieder aus dem Gesicht gewichen ist und alle anderen vor uns auf dem Schiff waren, bevor sie dann erleichtert unsere Boardin Cards sah und abriss...
So ging es zurück auf's Festland mit der 'Pride of Rotterdam'.

Samstag, 11. Juni 2011 - Die Schmalztour geht zu Ende
Morgens, Regen, Rotterdam. Der Helm sitzt, die Motoren brummen, die Schmalzfahrer machen sich auf zur Autobahn und fahren nach Hause.

Eine sagenhafte Tour geht zu Ende. Ohne Unfälle, ohne Umfaller, mit dem Gefühl, etwas einzigartiges erlebt zu haben. Auf einer einzigartigen Insel, die es auch lohnt, zu einer anderen Zeit als zur TT zu besuchen. Für Motorradfahrer ist die TT jedoch Pflicht. Dieses Rennen ist so unfassbar. Unfassbar alt (seit 1907), unfassbar anspruchsvoll, unfassbar verrückt. Crazy.
Und weil ich an der Fairy Bridge den kleinen Geistern der Manx gewunken habe, werde ich wieder kommen. So sagt es die Legende...

2 Kommentare:

  1. Geil, geil, geil, da schlägt mein Herz ein wenig höher. Da hast dir aber mit dem Bericht ganz ganz viel Mühe gegeben. Habe ich mit großem Interesse durchgelesen, echt super.
    Hier hab ich noch ein paar alte Bilder drinnen, bin früher selbst Rennstrecke gefahren.

    https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1276037899835.2043473.1196590961

    Ich war damals auch zwei Mal zum Schauen dort. :-)

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  2. Toll, irgendwann gehe ich auch an die TT - war schon neidisch bei denen Tweets!

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