Sonntag, 8. August 2010

Racing in der Surselva

Hoch hinauf führt es mich diesmal zu meinem dritten Marathon-Rennen. Hinauf in die Val Lumnezia, einem Seitental der Surselva in Graubünden.
Am Samstag, 7. August startet im Dorf Lumbrein der 20. Lumnezia Bikemarathon. Meine Unterkunft beziehe ich bereits am Freitag, direkt in Lumbrein.
Die Vorbereitungsarbeiten sind hier in vollem Gange, direkt vis-à-vis meinem Hotel wird der Start-Ziel-Bereich aufgebaut.
Lumbrein liegt auf 1'400 m.ü.M., bei Ankunft regnet es, die Berge sind verhangen und es hat gerade mal 10° C – kann ja nur besser werden! Also Zimmer beziehen, Spaghetti essen und eine Taktik für den Rennbeginn überlegen…

Samstag morgen. 7:45 Uhr. Zeit bis zum Startschuss: 2 Stunden. Frühstück. Sonne!
Ich habe die 43km-Strecke mit 1600 Hm gewählt. Die Taktik steht. Ich werde mit Vollgas starten, mich so weit vorne wie möglich positionieren und hoffe, die ersten 13 km so zu überstehen. Die Abfahrt über Vella, Degen nach Peiden Bad dann auch schnell aber kontrolliert nehmen und dann hoffen, dass die Kraft noch reicht bis zurück nach Lumbrein. Ich bin etwas nervös, aber zuversichtlich.

Also los. Vorstart. Start. GO!
Ich bin offenbar nicht der einzige mit der “Schnell-weg-nach-vorne”-Taktik. Es gibt regelrechte Kämpfe auf dem ersten, steilen Kilometer. Aber gut, es sind ja noch 12 km bis oben!
Nach KM 2 dann eine kurze, rasante Abfahrt, dann heisst es wieder drücken. Bei KM 5 fangen langsam meine Lungenflügel an zu pfeifen. Jetzt auf fast 1'700 m schnauft sich’s halt nicht wie auf meinen Trainingsstrecken! Erste Zweifel überkommen mich. Nach steil kommt schlammig, dann wieder steil. Immer wieder zwingt mich ein durchrutschendes Hinterrad oder überraschend stoppende Vordermänner und –frauen zum schieben.
Nach fast einer Stunde ist der höchste Punkt erreicht. Und runter geht’s! Wer jetzt denkt, er kann sich auf der Abfahrt nach Vella erholen, der irrt gewaltig! So geht es fast senkrecht hinab auf sehr holprigen, steinigen Trails. Die 5 km lange Abfahrt nehme ich so schnell es mir möglich ist. Sie ist jedoch so steil, dass ich permanent stark bremsen muss, ausserdem wollten die extrem harten Schläge noch irgendwie abgefangen werden, um nicht völlig die Kontrolle zu verlieren!
Endlich dann in Vella fühlen sich meine Finger, Hände, Arme und Schultern wie Gummi an. Ein kurzer Gegenanstieg folgt, bevor ich mich auf einem Asphalt-Kilometer talwärts etwas erholen kann.
Gleich weiter geht’s hinab vorbei an Degen, durch Wälder und Wiesen mit spassigen Rampen und Sprungschanzen. Von nun an geht’s auf der Strasse weiter, den letzten Kilometer herunter nach Peiden und dann wieder hoch nach Surcasti. Ich komme langsam wieder zu Kräften und kann auf den nachfolgenden Kilometern noch 4 Fahrer überholen! Stetig steigt der Weg wieder an, das Ziel vor Augen, jedoch sind es noch 10 km zu fahren. Auf dem nächsten Abschnitt bis nach Surin fahre ich nun völlig alleine. Das Bike, das gerade noch 500 m vor mir war, ist plötzlich nirgends mehr zu sehen und auch die letzten Überholten sind wohl weit zurückgefallen.
‚Du wirst schon noch richtig sein’ denke ich für mich.

In Surcasti fahren dann auf einmal 2 Begleit-Enduros vor mir her! Schon irgendwie ein cooles Gefühl ;-) !
Jedoch begleiten sie keineswegs mich, sondern kündigen vielmehr den Führenden der 72km-Strecke an, welcher mich dann auch bei km 37 überholen sollte. Sein Tritt war gleichmässig wie der Takt einer Maschine, übrigens genauso schnell wie meiner! Aber irgendwie hat er mich doch stehen lassen!
Noch 5 km, dann ist es geschafft. Aber an diesen letzten Kilomtern sollte ich mir noch die Zähne ausbeissen. Kraftlos quäle ich mich noch die letzten Meter den Berg hoch, bevor dann das flache Asphalt-Stück bis zum Ziel kommt. Aber sogar auf der Ebene kam ich nicht mehr vorwärts. Wie mit angezogener Handbremse ging es nur noch mühsam voran. Die letzten Hügel, der Zielbogen, die Uhr zeigt 3:00:51 – geschafft!!!

Nicht ganz zufrieden und fertig wie ein Schnitzel lege ich mich erst mal ein paar Minuten ins Gras bis der Puls wieder auf normal ist.
Beim Finisher-Bier sehe ich mein Resultat: Platz 11 in der Kategorie Fun-Masters!

Link zur Veranstaltung:

3 Kommentare:

  1. Wow, Gratulation!!! Das ist aber eine coole Leistung. Klar wären die Top 10 noch schöner, aber man muss ja noch Ziele haben ;-).

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  2. Hey Rotscher, vielen Dank! Nächstes Jahr klappt's dann bestimmt ;-)

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  3. Super, gratuliere dir zu deinem Erfolg! Platz 11 ist doch eine super Leistung. So kann man sich nächstes Jahr in die Top 10 steigern :-)

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